Die meisten von uns spüren es, da ist etwas im Gange, eine globale Veränderung. Wir nehmen die Unsicherheit wahr, wir merken, dass gewohnte Muster nicht mehr so gut funktionieren. Was wir wahrnehmen ist die Rückkehr der Komplexität ins Zentrum der Gesellschaft und somit auch in die Wirtschaft.
Aber was verunsichert uns wirklich in diesem Übergang ins Informationszeitalter und wie gehen wir damit um?
Die zweite industrielle Revolution nahm ihren Anfang Ende des 19. Jahrhunderts mit Beginn der Nutzung der Elektrizität. Meilenstein der Industrie 2.0 war die Einführung des Fliessbands, was zur Massenproduktion führte. Die Industrie 2.0 ist geprägt von der Unterteilung der Produktion in einzelne, in sich abgeschlossene Arbeitsschritte. Ausgeführt wurden diese Teilschritte durch ausschliesslich auf diese Tätigkeit spezialisierte Arbeitskräfte – die Reihenfertigung wurde geboren. Die Trennung von geistiger und manueller Arbeit wurde zur Regel.
Eine effiziente Massenproduktion wurde nur durch die Entfernung der Komplexität möglich. So wurde die Beherrschung von komplizierten Systemen der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Diese Methoden wurden die Basis der Betriebswirtschaftslehre und Ingenieurwissenschaften und prägten so die letzten hundert Jahre unser Denken und Handeln.
Die Unterschiede von komplizierten und komplexen Systemen zeigen sich in ihren Eigenschaften wie auch im Umgang mit diesen.
In einem komplizierten System ist die Kausalität zwischen Ursache und Wirkung immer vorhanden, in einem komplexen System hingegen nicht. Deshalb sind komplexe Systeme nicht berechenbar, es gibt Überraschungen. Ein kompliziertes System kann in einfache Teil-Systeme aufgeteilt werden. Deshalb ist das bewährte Vorgehen zur Bearbeitung von komplizierten Problemstellungen: wahrnehmen, analysieren, handeln. In einem komplexen System ist das bewährte Vorgehen: handeln, intuitiv wahrnehmen, korrigieren. Eine andere Möglichkeit zur Beherrschung komplexer Systeme ist das Erkennen von Grund-Mustern. Das Kennen dieser Grund-Muster hilft die Wahrscheinlichkeit von möglichem Verhalten des Systems vorherzusagen.
Die Globalisierung hat die Vernetzung von Unternehmen, Organisationen und Institutionen vorangetrieben. Zusätzlich haben technologische Entwicklungen dazu geführt, dass sich auch Individuen global vernetzen können. Individuen werden Influencer (Beeinflusser) von Millionen Menschen, ohne Unterstützung von Institutionen oder Organisationen. Diese stetig zunehmende Vernetzung erhöht die Komplexität in unserer Gesellschaft enorm, und somit auch in der Wirtschaft.
Wir haben die letzten hundert Jahre unsere Methoden, unser Denken und Handeln zur Schaffung und Beherrschung von berechenbaren (komplizierten) Systemen perfektioniert. Dies beinhaltet zum grossen Teil auch die konsequente Eliminierung von Komplexität. Gleichzeitig haben wir durch die globale Vernetzung der Wirtschaft, Institutionen und Individuen eine noch nie dagewesene Komplexität geschaffen.
Diesen Widerspruch spüren wir und er verunsichert nicht nur Individuen und Organisationen, sondern ganze Regierungen.
Wie agieren und führen wir in dieser komplexen Welt?
Erstens müssen wir verstehen, dass die bewährte Herangehensweise, eine Situation zu analysieren und in einfache Aufgaben zu teilen, diese zur Bearbeitung zu delegieren und anschliessend zu einem Gesamten zusammenzufügen, sich nur für komplizierte und nicht für komplexe Problemstellungen eignet. Die Führungsperson kann in komplexen Systemen das Ergebnis nicht direkt kontrollieren. Wenn die bewährte Herangehensweise für komplexe Systeme nicht funktioniert, wie kann eine Führungsperson das Ergebnis dann beeinflussen?
Die effektivste Art ein komplexes Problem zu lösen, ist die Schaffung eines kompetenten Netzwerkes und die klare Definition des Lösungsraums. Das Netzwerk kann mit dem Vorgehen: handeln, intuitiv wahrnehmen, korrigieren, effektiv und überraschende Lösungen finden.
Diese Netzwerke schaffen wir durch Bereitstellung von Technologien, Methoden und Organisationsformen, welche Netzwerkbildung fördern.
Den Lösungsraum vergrössern wir mit Innovation (Schaffen von Neuem) und verkleinern ihn mit Exnovation (Abschaffen von Altem). Die transparente und klare Definition von Unternehmenswerten ergibt eine klare Begrenzung des Lösungsraums und gibt den Menschen Orientierung und Stabilität. In diesem definierten Lösungsraum können die Mitarbeitenden im Spannungsfeld zwischen Bewährtem (bewahren) und Neuem (adaptieren) optimale Lösungen erarbeiten.
Unternehmensführung im Wissenszeitalter bedeutet, kompetente Netzwerke zu schaffen und Möglichkeitsräume bewusst zu formen und klar zu definieren. Ich bin überzeugt, dass Unternehmen, welche Strukturen schaffen um komplizierte und komplexe Problemstellungen differenziert zu bearbeiten, zukünftig erfolgreicher sein werden. Dies erreicht eine Unternehmung zum Beispiel durch das Schaffen einer hybriden Organisation.
Möchtest du dich mit mir austauschen? Dann schreib mir ein E-mail oder buch gleich ein Austausch-Termin.
- einfach, Kompliziert, komplex -> trocken aber gut erklärt https://www.youtube.com/watch?v=x8aFZlEgeec&t=
- Prof. Dr. Peter Kruse im Deutschen Bundestag zu einigen Haltungsänderungen https://www.youtube.com/watch?v=x8aFZlEgeec&t=
